Virtuelles am Feuer sitzen – MastercampFire

Semestertreffen der Master Studierenden des Fachbereichs Gestaltung als virtuelles „Pfadfinderlager“ mit Lagerfeuercharme

Unter dem virtuellen Sternendach des semesterübergreifenden Themas „Neue Realitäten“ versammelten sich die Studierenden aller Semester des Masters Creative Direction sowie deren Lehrenden und einige Alumni am ersten Februarwochenende 2021 zum gemeinsamen Austausch. Als Pilotprojekt wurde das zweimal jährlich stattfindende Format des so genannten „Master-Camps“ erstmals an Studierende des Studiengangs zur Organisation und Umsetzung übergeben. Sechs Studentinnen aus dem vierten Semester, Alexandra Rimmele, Claudia Geil, Carmen Hiller, Damaris Dilling, Inken Lewandowski und Mirjam Przywara, machten es sich zur Aufgabe, das Camp neu zu denken. Das selbst gesteckte Ziel lautete dabei, ein Format zu kreieren, das sowohl selbst eine neue Realität erschafft, als auch Impulse zum Umgang mit der neuen coronabedingten Realität gibt. Die ambitionierten Studentinnen luden dazu ein, Potenziale zu entfalten, sich auszutauschen, Kraft zu schöpfen, Neues zu entdecken. Und um dieses ehrenwerte Ziel noch einmal mit Emotionen und Energie aufzuladen begleitete das gesamte Camp der folgende Pfadfinder-Leitspruch:

„Wir sind motiviert. Wir sind inspiriert. So wird das stets kommuniziert. Allzeit bereit.“

Heraus kam, wie zu erwarten war, etwas völlig Neues. Wie die Überschrift „MastercampFire 2021“ bereits vermuten lässt, drehte sich alles um die Metapher des Feuers als transformierendes, energiereiches und faszinierendes Element, das ähnlich wie die Kreativität nie 100%ig kontrollierbar ist und nie all seine Geheimnisse preisgeben wird. 

Wie in einem Pfadfinderlager organisiert trafen sich die Studentinnen und Studenten, ausgerüstet mit einem vorher per Post zugesandten Survival-Kit, in einem virtuellen Raum, dem „Basislager“. Dieser Raum wurde als Rückzugsort und gemeinsamer Sammelplatz genutzt. Die anderen vier virtuellen Räume wurden als „Feuer“ zu den eigentlichen Spielräumen des Camps. Dort wurden verschiedene Aktionen angeboten. 

Flammenritual

Freitag am späten Nachmittag ging es los mit einem Flammenritual. Richtig gelesen: FLAMMENRITUAL. Während „Gimme that Fire. Burn, burn, burn.“ durch alle Kopfhörer dröhnte, nahm sich jeder seine im Survival-Kit befindliche Papierflamme zur Hand und gab sie gekonnt an den jeweils nächsten Bildschirm weiter. Zum Abschluss des gelungenen Rituals wurde fleißig mit der Flamme gewedelt. Jetzt waren alle Feuer und Flamme, im wahrsten Sinne des Wortes: warm geworden.

Professorin Dr. Bärbel Kühne nahm zum inhaltlichen Einstieg alle auf einen virtuellen Waldspaziergang mit, sie erklärte Improvisation als kreative Strategie und warum es sich lohne eine Hütte zu bauen. Ein inspirierender Impuls, inszeniert anhand verschiedenster im heimischen Wald befindlichen Hütten, gebaut aus Stöcken, Stämmen und Geäst. Die Bauwerke machten Lust auf eigene Erkundungstouren, eigene Bauvorhaben, darauf wieder Entdecker zu sein, neue Perspektiven einzunehmen und kreative Räume zu erschließen. Nachdem auch die Teilnehmer in einer darauf folgenden Gruppenarbeit intuitiv ihre Erwartungen an das Camp und die neuen Realitäten offenbart hatten, ihr eigenes inneres Feuer beschrieben hatten, schloss der erste Tag mit einem gemeinsamen Beisammensein bei heißen Getränken. Nicht irgendwelche heißen Getränke. Nein! Denn auch daran hatten die Organisatorinnen gedacht. Dank des Survival-Kit konnte sich jeder Experimentierfreudige sein eigenes traditionelles Pfadfinder-Tschai-Getränk, ein Gewürztee mit Traubensaft (oder Wein) und Honig, zubereiten. Die Online-Plattform „wonder.me“ machte es möglich, ähnlich der Lagerfeuerromantik in kleinen Gesprächsgruppen beisammen zu sein und sich über alles auf der Seele Brennende auszutauschen. Zeit, in Wiedersehensfreude Neues zu erzählen, Zeit zum Kennenlernen, Zeit zum Beisammensein, die von allen Beteiligten voller Vorfreude auf den kommenden Tag genossen wurde.

Impressionen der einzelnen „Feuer“.


„Raus aus den Schlafsäcken!“

Bereits um halb 10 hieß es dann „raus aus den Schlafsäcken“. Um erst mal wach zu werden und anzukommen, half eine Runde gemeinsamer Gymnastik mit Professor Dr. Andreas Lanig – virtuell ist ja schön und gut, aber der Körper sollte nicht zu kurz kommen.

Auch dieser Tag startete mit einem Impuls, diesmal von Professorin Martina Wetzel. „Neuland – die Befreiung der Kreativität“, bereits im Titel lädt sie ein konstruktiv zu denken, Chancen zu nutzen. Mit einer fesselnden Rede machte sie Mut, auf die eigenen kreativen Fähigkeiten zu bauen und zukünftige Herausforderungen als Gelegenheit zum Glänzen zu begreifen. Neue Ideen werden gebraucht um die Zukunft zu meistern, individuelle Speziallösungen müssen gefunden werden. Was keine Maschine, kein Automatismus ersetzen kann: unsere Kreativität. Ein geradezu reißerisch zu kreischen scheinendes „ATTACKE“ bildete nicht nur das Ende dieses Impulses, sondern läutete die „Feuer frei“-Phasen ein. Nun konnte die verschiedenen Feuer besucht werden: Im Projektfeuer das eigene Projekt präsentieren und anderen Präsentationen lauschen, im Kreativfeuer von vielfältigen Aufgabenstellungen inspirieren lassen, im Bewegungsfeuer bei Yoga und Meditation dabei sein oder zum freien Austausch im Basislager bleiben – so viel Spielraum.

Podiumsdiskussion

Das Rednerfeuer bildete, nach der obligatorischen Mittagspause mit Gymnastikeinheit, das Bindeglied zwischen den vormittags und nachmittags gelagerten „Feuer frei“-Zeiten. Inken Lewandowski und Mirjam Przywara moderierten eine angeregte Podiumsdiskussion zu den Themen Umgang mit neuen (Corona)-Realitäten und Studienalltag, ergänzt durch persönliche Anekdoten. Zu Gast waren von Dozentenseite Professorin Dr. Bärbel Kühne, Professor Dr. Andreas Ken Lanig und Stefanie Reich. Die Vertretung der Studierenden übernahm wortgewandt Michael Bahlmann. In einer angeregten Gesprächsrunde erfuhren wir so von den verschiedenen Besonderheiten des Corona-Alltags: Wie wundervoll es ist, an verschiedenen Orten in der Wohnung zu arbeiten, um Perspektiven zu wechseln, wie kleine Hundewelpen dank Corona keine Gelegenheit bekommen hatten, das „Alleinbleiben“ zu lernen oder wie schmerzlich doch das vermeintlich zufällige „Kopierergespräch“ mit den Kollegen vermisst wurde. 

5 Bilder, 5 Sätze, 50 Sekunden

Vor und nach dieser spannenden und unterhaltsamen Runde fanden die frei verfügbaren Zeiten an den verschiedenen Feuern statt. Erwartungsgemäß herrschte reges Interesse daran, das eigene Projekt zu präsentieren, anderen Feedback zu geben und aus den Erfahrungen anderer zu lernen. Alexandra Rimmele moderierte das Projektfeuer auf sympathische Weise und schaffte eine produktive Wohlfühl-Atmosphäre für alle Beteiligten. Der so genannte Schulterblick ist bereits ein traditioneller Programmpunkt aller Mastercamps und stand dieses Mal unter dem Motto „5 Bilder, 5 Sätze, 50 Sekunden“. Dieser Vorgabe folgend präsentierten die Studenten und Studentinnen auf unterschiedlichste Weise ihre Projekte, neben Folienpräsentationen kamen auch eigens produzierte Videoclips zum Einsatz. 

Laterales Denken und das Lösen von Rätseln

Wem der Kopf vor lauter Projektüberlegungen rauchte, der konnte im Kreativfeuer eine willkommene Abwechslung finden. Im Gegensatz zu den turbulenteren Feuern lud es dazu ein, alleine zu agieren, neue Impulse auf sich wirken zu lassen und sich kreativ in Challenges auszutoben. Dabei gab es vom Illustrieren über Storytelling bis zur Videoerstellung mit dem Handy viel zu entdecken. Ein Werkzeug dafür war auch die Onlineschnitzeljagd, die auf einer Handyapp dazu einlud, das laterale Denken im Lösen von Rätseln zu fördern. 

Flatlays

Weitere Highlights waren die zwei Kreativworkshops von Prof. Martina Wetzel, in denen wir in die Welt der Flatlays eingeführt wurden. Die zur Zeit ziemlich populären Flatlays sind Fotografien von Gegenständen, die auf einem flachen Untergrund angeordnet von oben fotografiert werden. Dabei sind bemerkenswerte Arbeiten entstanden. Konzipiert wurde dieser Raum von Damaris Dilling und Claudia Geil. 

Bewegung und Meditation

Bewegung für Körper, Geist und Seele gab es im Bewegungsfeuer zu erleben. Carmen Hiller zeigte wie einfach Yoga auch am beziehungsweise vor dem Schreibtisch geübt werden kann und wie Meditation und Rituale dabei helfen können, sich neuen Realitäten zu stellen. Das rituelle Verbrennen der eigenen auf einen Zettel notierten Sorgen, begleitet von einer geleiteten Meditation mit abschließendem freiem Zappeln und Tanzen zu rhythmischen Trommelklängen, bildete das Besondere dieses Feuers. 

Diskussionen

Im Basislager war während  all dieser aktiven Zeit auch stets eine kleine Gruppe Austauschfreudiger zu finden, die sich, begleitet von Mirjam Przywara, dem Gespräch widmeten. Die Themen waren dabei so vielfältig wie die Teilnehmer selbst und es blieb sogar Zeit für gemeinsames freies Kneten – dass die Knete eigentlich fürs Kreativfeuer gedacht gewesen war, störte dabei niemanden.

Den krönenden Abschluss des Camps bildete eine gemeinsame Betrachtung der entstandenen Ergebnisse und Erlebnisse. Die Veranstalterinnen und Dozenten zeigten dafür ausgewählte Impressionen aus den jeweiligen „Feuern“. So konnte sich jeder unabhängig von seinem individuellen Tagesprogramm noch einmal einen Überblick über den Tag verschaffen. Das anschließende Feedback sprach eine gemeinsame Sprache des Lobes für dieses gelungene neu gedachte virtuelle Format. Fröhlich motivierte und inspirierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer, glücklich geschaffte Veranstalterinnen, fröhlich wackelnde Papierflammen als Abschiedsapplaus … Das MastercampFire 2021 hinterlässt wohl in allen Beteiligten ein Feuer der Begeisterung, das noch lange inspirieren und motivieren wird. In diesem Sinne: „Allzeit bereit.“ oder, wie Prof. Martina Wetzel sagen würde: „ATTACKE!“

von Carmen Hiller
Planungsteam des Master-Camps

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