Salbei für die Seele

Die kreatiefe Vernissage oder wie es ist,
(m)eine Ausstellung zu eröffnen

 

Salbei wirkt als Heilpflanze antibakteriell und entzündungshemmend. Es wird von den Fröschen, die sich bei herbstlicher Stimmung in unserer Kehle festzusetzen pflegen, nicht besonders geschätzt. Sie fühlen sich davon vertrieben. Bei größerem Verzehr kann er sogar giftig wirken.

Gerade, als ich mich an diesen Blogbeitrag gesetzt habe, fiel es mir auf: Im Wort Vernissage steckt das englische Wort „sage“, also Salbei. Nun fühle ich mich inspiriert, darüber nachzudenken, ob da ein Zusammenhang bestehen könnte. Für meine – doch sensible und zerbrechliche – Künstlerseele war die Ausstellungseröffnung (18. September 2025) tatsächlich Balsam, oder besser gesagt Salbei. Viele der gezeigten Werke haben ihren Ursprung in meinen eigenen, urmenschlichen „Schmerzen“. Sie beschäftigen sich mit Fragen wie „Was bedeutet Frausein?“, „Ist ein Leben ohne eigene Kinder lebenswert?“, „Wie funktioniert der kreative Prozess und was hat er mit Weiblichkeit zu tun?“, „Was kann ich tun, dass den Kindern ihre Kreativität nicht gestohlen wird?“ – wohl wissend, dass mir selbst der Schutzraum Kreativität schon mehr als einmal das Leben gerettet hat. Lebenskrisen, Traumata, die daraus resultierenden toxischen Muster und depressiven Phasen hätte ich ohne sie nicht überstanden. Das ist die Wahrheit. Das ist mein Glück. Und diesen Schutzraum, die Ressource Kreativität, möchte ich mit meiner Arbeit anderen Menschen zugänglich machen – gerade den Kindern. Daher rührt im Übrigen der Traum von meiner „Villa Kunterbunt“, einem Ort der kreativen Entfaltung, ein Ort des Ausatmens und Ankommens … möge er eines Tages wahr werden.

Und wenn ich nun so über den Salbei für die Seele nachdenke, merke ich, dass diese herausfordernden Phasen natürlich Narben, Verletzungen, manchmal auch anhaltende Entzündungen auf meiner Seele verursacht haben. Manche davon sind vielleicht „nur“ Muskelkater vom vielen Arbeiten, ein Erschöpftsein vom pausenlosen Verfolgen der eigenen Herzensprojekte. Das ist in dem Sinne nichts Schlimmes, trotzdem möchten auch müde Muskeln liebevoll umsorgt werden und ihre verdiente Pause gegönnt bekommen. Die tiefen Furchen – die, die einen Menschen für immer verändern, die Alles-zerbricht-Momente im Leben – sind oft die leisen Verletzungen. Solche, die sich tief im Unterbewusstsein verstecken und am liebsten in Ruhe gelassen werden wollen. Und gerade denen tut es gut zu hören, dass sie wertvoll waren fürs eigene Leben, dass man ihnen verzeiht, sie umarmt und begrüßt. So war es gestern oft ein inneres Aufatmen: „Schau, dafür warst du gut. Danke, dass du mir geholfen hast, dieses wertvolle Projekt in die Welt zu bringen.“ In solchen Momenten, wenn der Raum dafür da ist, einen wohlwollenden Blick auf die eigenen Entwicklungshelfer zu werfen – wenn Menschen um uns sind, die uns lieben, weil wir sind, wie wir sind – findet Heilung statt.

Die Vernissage, die Eröffnung meiner ersten eigenen Ausstellung, war so ein besagter Heilungsmoment, ein Ausatmen nach einem ausdauernden Sprint. Meine Werke in dieser wunderschönen Kulisse des Rothenburger Fleischhauses in Würde versammelt zu sehen, ist für mich etwas ganz Besonderes. Noch schöner allerdings war es, die vielen Leute begrüßen zu dürfen, über mich und meine Herzensthemen – Kreativität und Menschsein – sprechen zu dürfen. Es ist wunderschön zu sehen und zu spüren, welche Vielfalt an Herzensmenschen ich in meinem Leben haben darf, und das meine ich ganz ehrlich. Meine Dankbarkeit fühlt sich unfassbar überwältigend an – wie ein Wunder. Das Beachtliche daran: Ich spreche nicht nur von Familienmitgliedern und Freund:innen, ich spreche auch von Kund:innen, Kolleg:innen, sporadischen Bekanntschaften. Um es mit einem abgenutzten Kalenderspruch zu sagen: „Meine Welt ist schön, weil du mit drauf bist.“ Ja, es darf sich an dieser Stelle verlegen geräuspert werden, ein Salbeibonbon, eine Erkältung vortäuschend, in den Mund geschoben werden. Und weil zu viel Salbei, wie anfangs beschrieben, bekanntlich giftig ist, möchte ich das Phrasenlexikon nicht weiter provozieren.

Erneut hatte ich das Glück, dass meine Arbeit musikalische Untermalung durch Kuno Seebaß fand. Bei meiner Buchveröffentlichungsparty (2024) hatte er meine Lesung bereits feinsinnig melodisch begleitet. Er spricht in seinen Songs, ähnlich wie ich in meinem künstlerischen Schaffen, übers Menschsein, übers Spielen, darüber, dem eigenen Weg und dem Brennen im Herzen zu folgen. Das Leuchten in den Augen unserer Zuhörer:innen zu sehen, die Füße wippen und die Köpfe nicken zu sehen, war zutiefst bewegend für mich. Ich meinte, das ein oder andere „Ich will auch meinen Weg gehen!“ in den Augen funkeln gesehen zu haben. Gut so.

Ich präsentiere meine Werke in dieser Ausstellung – zugegeben – auch für mich selbst, allerdings vornehmlich, weil ich zeigen möchte, dass Herzensprojekte ans Licht der Welt gehören und nicht in irgendeiner Schublade, in irgendeinem Notizbuch, in irgendeiner hinteren Gehirnwindung verschwinden sollten … Bei mir dreht sich alles um die Freude an Inspiration, die Faszination für Kreativität und Menschsein … Und bei dir?

Was ist Salbei für deine Seele?
Was begeistert dich?

Danke dir, danke euch, danke Ihnen fürs gemeinsam kreatief sein.

 

Die Ausstellung ist noch bis einschließlich 12. Oktober 2025 geöffnet.
Komm vorbei. Lass uns ins Gespräch kommen, einen Kaffee trinken, Kunst genießen.
Ich freu mich auf dich.

19. September bis 12. Oktober
Mittwoch bis Sonntag
16.00 bis 19.30 Uhr
Fleischhaus am Marktplatz 9
Rothenburg ob der Tauber

Halbstündige Lesung aus
„Des Apfels Kern – über den Wert gemeinsamen Schaffens“
immer freitags um 18:30 Uhr

Eintritt frei